Die Trennung: Tag 1 – Der Shock!
„Der schlimmste Schmerz aus meiner Sicht,
ist Kummer, der das Herz zerbricht!“
Nicky Brühl
SOS-Tipp: Erstmal ruhig hinsetzen und ganz langsam tief durch die Nase einatmen und durch den Mund wieder ausatmen (6 x).
(So kannst Du deinem Gehirn vorspielen, dass Du entspannt bist, und kurioser Weise beruhigt sich Dein Körper dadurch tatsächlich ein bisschen.)
Wie bereits im ersten Kapitel beschrieben ("Die Phasen einer Trennung", auch hier auf der Homepage), fühlt es sich wahrscheinlich gerade für Dich so an, als hätte Dich ein Bus überfahren. Du bist am Boden zerstört und verstehst die Welt nicht mehr. Du hast ein lähmendes, beklemmendes Gefühl und siehst die Welt um Dich herum wie durch eine Nebelwand. Du kannst das alles gar nicht glauben und vor allem willst Du das alles auch gar nicht glauben! Tausend Fragen gehen Dir durch den Kopf (je nachdem wie es zur Trennung gekommen ist, sind die Fragen natürlich vielfältig). Wir gehen jetzt im Moment einfach mal davon aus, dass DU die Verlassene bist, oder wegen eines nicht verzeihbaren Vorfalls zu der Trennung gezwungen wurdest.
Als solche durchlebst Du gerade eine ganze Batterie an Emotionen, aber erstmal gehe ich nur auf die Punkte ein, die im ersten Schockmoment relevant sind.
Hat Dich Dein Partner plötzlich und unerwartet verlassen, stehst Du jetzt vor tausend Fragezeichen. Hat er Dich wegen einer anderen Frau verlassen und/oder Du hast ihn mit einer anderen Frau erwischt, fühlt es sich an wie ein Pfeilschuss direkt ins Herz. Aber selbst wenn sich die Trennung abgezeichnet hat, sitzt bei Dir der Schmerz und der Unglaube tief und Du bist mit der gleichen lähmenden Leere konfrontiert. Ich persönlich empfinde den Schmerz am schlimmsten, wenn bei der Trennung noch eine andere Frau im Spiel ist, denn das hat zusätzliche Fragezeichen und Kränkungen zur Folge, welche, wie ich finde, sehr viel schwerer zu ertragen sind, aber darauf gehe ich später näher ein.
In jedem Fall weißt Du im Moment aber, dass Du viele Fragen von Deinem Partner nicht beantwortet bekommst und fühlst Dich hilflos und ratlos. Gerade jetzt ist es aber wichtig, NICHT Deinen Partner bzw. jetzt EX-Partner mit Fragen zu bombardieren, denn dafür kochen die Emotionen gerade viel zu hoch und das wäre für Euch beide nicht hilfreich. Jeder, auch ER, braucht jetzt seine Zeit, um das Geschehene sacken zu lassen.
Was an dieser Stelle aber super wichtig ist: Du bist nicht allein! Auch wenn es sich momentan so anfühlt! Millionen Menschen waren schon vor Dir in genau dieser Situation und viele andere sind es in diesem Moment auch.
Du denkst sicher gerade: „Was interessieren mich jetzt andere?“. Aber dies zu wissen hat zwei Vorteile: 1. Du wirst von vielen absolut verstanden, und 2. es gibt sehr viel Hilfe für Dich, die Du in Anspruch nehmen kannst, wenn Du sie brauchst. Es wird auch für Dich den richtigen Weg geben, den Du guten Gewissens beschreiten kannst.
Aber im Vordergrund steht in diesem Moment: keine Entscheidungen treffen! Vor allem Dich nicht in einer Überreaktion zu unüberlegten Handlungen hinreißen lassen! Alle Fragen, die Dir vielleicht jetzt durch den Kopf gehen, bezüglich wie es jetzt weitergehen soll, oder was aus Dir wird, dürfen und sollen nicht heute und nicht jetzt beantwortet werden! Wenn Du Dich in einem Schockzustand befindest, kannst Du unmöglich rational denken und schon gar nicht dementsprechend handeln!
SOS-Tipp: Weine, heule, schreie!
Lass all Deinen Emotionen freien Lauf, hier ist fast alles erlaubt. Hauptsache Du lässt den Schmerz raus! Du kannst in ein Kissen hineinschreien, wenn Du Sorge hast, Deine Nachbaren könnten Dich hören, oder Du kannst auch in ein Kissen schlagen, wenn es Dir damit besser geht. ABER zertrümmere nichts, was Dir später vielleicht leidtun könnte und vor allem:
Verletzte Dich nicht und auch niemand anderen!
Es ist außerordentlich wichtig, dass Du jetzt und auch in den nächsten Tagen all Deinen Kummer, Deine Wut und Deine Gedanken RAUS lässt! Denn all diese Emotionen können Stress verursachen, bzw. sorgen in Deinem Körper für eine erhöhte Cortisol (Stresshormon) Ausschüttung. Cortisol ist grundsätzlich erstmal sehr wichtig für den Körper, da es u.a. in gefährlichen oder bedrohlichen Situationen die überlebenswichtige Energie liefert, die Du brauchst. Stresshormone sind ein natürlicher Teil Deines Stoffwechsels und damit lebenswichtig, sodass ein normaler Wert nicht schädlich ist. Wenn aber der Stress bzw. die Ausschüttung zu lange anhält, kann es auch krank machen z.B. unterdrückt es Dein Immunsystem, erhöht den Blutzucker und führt auch zu Heißhungerattacken. Demnach ist „in seinem Kummer baden“ über einen längeren Zeitraum immer ein schlechter Zustand.
Das „Rauslassen“ Deiner Emotionen z.B. in Form von weinen hat zur Folge, dass Dein Körper dabei wieder Glückshormone bzw. Endorphine produziert, die eine beruhigende Wirkung auf den Körper haben. Du unterziehst Deinen Körper also einer kleinen seelischen Reinigung. Gerade bei diesem erdrückenden Gefühl wie eines Knotens im Hals, Bauch oder Herz wirkt weinen besonders befreiend und beruhigend, und es macht den Kopf auch wieder etwas klarer. Dieses „Rauslassen“ ist aber auch sehr anstrengend für den Körper und macht müde, daher solltest Du dir unbedingt (z.B. nach einem Weinkrampf) zusätzlich ein bisschen Schlaf gönnen, damit Du dich erholen kannst.
Ich gehöre zu den Menschen, die sehr emotional sind und bin dadurch auch immer nah am Wasser gebaut. Ob bei einem traurigen Film, wenn mir jemand von seinem schweren Schicksal erzählt, wenn ich Bilder von gequälten Tieren sehe, oder aber auch wenn ich mich sehr über etwas freue, dann geht die Heulerei los. Die örtlichen Wasserwerke hätte man auch „Nicky“ nennen können.
Aber gerade wir, denen man jede Emotion aus dem Gesicht lesen kann, haben den Vorteil, dass wir schneller unsere Gefühle wieder im Griff haben, als die, die alles in sich hineinfressen und für sich behalten.
SOS-Tipp: Weihe Dein Netzwerk ein!
Da das gerade eine sehr extreme emotionale Belastung ist,
die Du da durchlebst, ist es wichtig, eine enge Freundin, Deine Eltern oder eine andere Person, die Dir nahesteht, über Deinen Zustand zu informieren. Diese Person kann dann immer wieder mal nach Dir schauen, und dafür sorgen, dass Du nicht zu sehr in Deinem Kummer versinkst.
Aber genauso wichtig: Äußere Deine Grenzen! Wenn Du ganz allein sein willst und erstmal mit niemand sprechen möchtest, sag es deutlich und bestimmt!
Und nochmal ganz ganz wichtig: rufe Deinen Ex NICHT an! Schreibe ihm nicht, und kontaktiere ihn auch sonst in keiner Weise!!! Die richtige Zeit für ein Gespräch wird kommen. Jetzt ist diese Zeit aber noch nicht da!!!
Tag 2 bis 3 – Die Ohnmacht!
„Verlust, der schmerzt,
zeigt nur, wie wichtig es dir war.“
Nicky Brühl
Der Morgen nach dem „Schock-Tag“ war für mich immer die schwierigste Zeit. Die vom weinen geschwollenen Augen schmerzen, der ganze Körper fühlt sich schwer an, wirkt aber trotzdem leer, was gleichzeitig bewusst macht, dass alles leider nicht nur ein schlimmer Traum war. Ein erster Gedanke könnte sein: „Wie soll ich diesen Tag nur überstehen?“… Klar, denn Du fühlst Dich kraftlos, hilflos, ohnmächtig.
SOS-Tipp: Wenn es irgendwie möglich ist, nehme Dir heute und auch in den nächsten Tagen in der Arbeit und auch sonst von jeglicher Verpflichtung frei!
Jeder Mensch geht mit Trauer und Verlust anders um. Gib Dir erstmal ein bisschen Zeit, um den ersten Schock zu überwinden.
DU WIRST IHN ÜBERWINDEN!!!
Wenn Du nicht arbeiten musst, oder Kinder versorgen musst, dann bleib heute einfach im Bett liegen. Schau‘ Fernsehen, oder hör‘ Musik oder Radio, egal was, Hauptsache, Du bist etwas abgelenkt und tust aktiv NICHTS! Denn Du sollst ja erstmal in Deiner neuen Situation ankommen, und dafür ist Ruhe nötig.
Solltest Du zu den Menschen gehören, die sich in so einer Lage lieber aktiv ablenken, merke, dass gerade in den ersten Tagen nach einer Trennung der Kopf meistens verrücktspielt. Je nachdem welcher Arbeit Du nachgehst, könnte es z.B. wegen Konzentrationsmangel nicht unbedingt ratsam sein, zu arbeiten.
Auch heute und in den nächsten Tagen ist Weinen wichtig. Bitte erinnere Dich immer wieder an das was in Kapitel 2 steht, über das Weinen und wie es auch eine reinigende Wirkung auf Deinen Körper und auf Deine Psyche haben kann.
Musik soll im Übrigen auch eine ähnlich reinigende Wirkung auf unseren Körper haben. Es gibt diverse Erkenntnisse darüber, wie verschiedene Lieder in den verschiedenen Phasen des Liebeskummers (oder generell der Trauer) dem Menschen seelisch über die schlimmste Zeit hinweghelfen können.
Jetzt, in den ersten Tagen der Trennung, wählt man ja noch eher die sehr traurigen Liebeslieder über Abschied und Verlust. Texte wie „Warum hast Du mir das angetan?“ oder „Ich werde da nie drüber wegkommen“, sind beispielhaft für Deine eigene Situation. Später hört man dann die Musik, die einen motiviert und wieder Kraft gibt.
Aber wenn Du mal genau darüber nachdenkst: ist es nicht auch irgendwie tröstlich zu wissen, dass auch andere solche Herzschmerzen durchlebt haben und durchleben? Sonst gäbe es ja nicht so viele Lieder, Gedichte und Geschichten über quälenden Liebeskummer.
Aber was ist Liebe überhaupt? Da gibt es so viele Erklärungen und Meinungen, dass es schwer ist eine grundsätzliche Aussage zu finden. Für mich ist die Liebe etwas, das mit der Zeit wächst. Man lernt sich kennen, und machen wir uns nichts vor, die äußere Erscheinung spielt, finde ich, dabei schon eine zentrale Rolle. Man verbringt Zeit miteinander, findet sich körperlich anziehend, entdeckt Gemeinsamkeiten und erforscht für sich den Anderen mit großer Neugier. Ist man sich sympathisch, entsteht mit der Zeit, eventuell eine sehr schöne Vertrautheit. Durch die Zeit, die man miteinander verbringt, entstehen auch gemeinsame Erinnerungen und vielleicht auch Rituale, die eine Bindung noch mehr stärken können.
Defacto entsteht Liebe aber im Kopf, nicht im Herzen. In verschiedenen Bereichen des Gehirns werden Gefühle gefiltert und gesteuert. Der Nervenbotenstoff (Neurotransmitter) Dopamin zum Beispiel, vermittelt dem Gehirn positive Gefühlserlebnisse, weswegen er auch als eines der Glückshormone gilt. Da Dopamin unser Belohnungszentrum anspricht, wirkt er wie eine Droge und dieser Dopamin-Spiegel ist gerade bei frisch Verliebten sehr hoch. Oft löst er euphorische Gefühle aus, die man kaum ausbremsen kann. Wieso sollte man auch? Ist ja wunderschön!
Auch viele weitere Hormone, wie Noradrenalin und Oxytocin sind für das Verliebtheitsgefühl und die gute Stimmung in dieser ersten Zeit verantwortlich. Es ist also eigentlich keine Herzenssache. Aber diese extreme Hormonausschüttung lässt leider irgendwann wieder nach und führt oftmals zu einer Art Verunsicherung. Jetzt stellt sich heraus, wie stark die Bindung durch die gemeinsamen Erlebnisse inzwischen geworden ist und ob eine wirkliche Liebe entstehen kann, oder bereits entstanden ist.
Natürlich ist die Liebe nicht so sachlich, wie es vielleicht in der oben erwähnten Erklärung scheint. Liebe, zu seinem Partner, zu seinen Kindern, Eltern, Freunden… ist das schönste Gefühl überhaupt. Zumindest ist das mein Empfinden. Denn zu lieben und geliebt zu werden gibt Kraft, macht Mut, stärkt das Selbstwertgefühl und lässt uns ein Teil von etwas sein, was über unseren eigenen kleinen Kosmos hinaus geht. Mit der neuen Beziehung bekommen wir meistens noch eine Zweitfamilie, einen zusätzlichen Freundeskreis, und wir lernen eine ganz neue Welt, eben die des Partners, kennen.
Seit jeher verlieben und entlieben sich Menschen aus allen Kulturen immer wieder und wieder und leiden unter demselben Herzschmerz, wenn es zu Ende geht. Natürlich wünsche ich niemandem etwas Schlechtes, dennoch empfinde ich etwas Trost in dem Wissen, ich bin mit meinen Gefühlen nicht allein auf der Welt. Denn wenn sogar ein gestandener Mann, eine erfolgreiche Geschäftsfrau, genauso wie eine liebevolle Hausfrau und Mutter, ob in Deutschland, Asien oder die Frau im afrikanischen Busch, bei einer Trennung komplett auseinanderfallen kann, dann „darf“ ich das ja auch und muss mich deswegen definitiv nicht vor Scham in die Ecke stellen.
Aber zurück zur Ohnmacht. Heute und morgen wirst Du dich noch wie in einer Parallelwelt fühlen, vielleicht auch ein paar Tage länger, je nachdem wie emotional Du bist und wie die Umstände sind. Was Dir passiert ist und wie es Dir geht, scheint unwirklich und Du kannst und willst es nicht akzeptieren.
Wenn sich Dein Magen wie zugeschnürt anfühlt, kannst Du auch nur wenig bis nichts essen, oder Du schaufelst den ganzen Tag alles Mögliche in Dich hinein, um die Leere, die plötzlich da ist, zu füllen. Es ist sicher keine gesunde Zeit. Klar, nicht für Deine Psyche, aber auch nicht für Deinen Körper. Wenn ich Dir jetzt rate, wenigstens genug zu trinken, um hydriert zu bleiben, kann ich nur hoffen, Du nimmst Dir das zu Herzen. Wenigstens Flüssigkeit in Form von Wasser, Tee oder noch besser Smoothies oder Kakao (Alkohol ist nicht gemeint) werden von Deinem Körper jetzt dringend benötigt und dürfen auf keinen Fall vernachlässigt werden!
Es ist sehr leicht, in dieser Phase sich selbst zu verlieren und die Bedürfnisse seines Körpers zu ignorieren. Aber wenn man nicht vorsichtig ist, kann das später schwere bis irreversible Folgen haben. Dein Körper und Deine Gesundheit sind Dein höchstes Gut! Lass‘ die Trennung nicht so mächtig werden, dass sie droht, Dich zu zerstören! Das ist keine Beziehung und kein Mann der Welt wert!
Und ich kann es nicht genug betonen: auch wenn Du es im Moment nicht für möglich hältst, Du wirst wieder lachen! Du wirst wieder Spaß haben!
Und Du wirst auch wieder glücklich leben und lieben!